Ursprünglich hatte die zerbrochenen Glocken in Lübeck ihren Platz i südlichen Glockenturm der Marienkirche in der Lübecker Altstadt. Im Zweiten Weltkrieg wurden in der Nacht auf Palmsonntag 1942 bei Luftangriffen mit Brandbomben sowohl die Marienkirche, wie auch der Dom und die Petrikirche in der Innenstadt nahezu vollständig zerstört. Heute mahnen die zerborstenen Glocken den Besucher, die Grauen des Krieges nicht zu vergessen.
Die Stadtkirche St. Marien
Schon während des Mittelalters war der als „Mutterkirche der Barockgotik“ bezeichnete Bau ein Zentrum für besonders klangvolle Kirchenmusik. Auf der in der Marienkirche eingebauten Totentanzorgel spielte neben Dietrich Buxtehude einer Erzählung nach auch der Komponist Johann Sebastian Bach. In der Kirche entstand über die Jahrhunderte eine beeindruckende Sammlung handgeschriebener und gedruckter Stimmbücher. Diese Sammlung befindet sich heute bei der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien.
Die Marienkirche ist mit einer Höhe von 124,5 Meter und dem sehr charakteristischen Aussehen eines der imposantesten GEbäude der Stadt. Zusammen mit der Altstadt ist sie Teil des UNESCO-Welterbes „Lübecker Altstadt“.
Die Glocken der Marienkirche
11 Glocken bildeten ursprünglich im südlichen Turm der Kirche das Geläut in Lübeck. Sieben weitere Glocken dienten der Anzeige der Uhrzeit. Dann kamen die Bombenangriffe in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 und setzten die Kirche in Brand. Zeitzeugen berichten davon, dass die Glocken vor ihrem Sturz durch den durch die Bomben verursachten Luftzug noch einmal zu läuten begonnen. Zwei Glocken wurden anschließend als Mahnmal der Gewalt und des Krieges an der Stelle des südlichen Turmes in zerbrochenem Zustand erhalten. Eine der historischen Glocken war bereits 1906, also noch vor dem Ersten Weltkrieg aus der Kirche entfernt worden. Die aus dem Jahr 1650 stammende Rats- und Kinderglocke wurde an die Heilanstalt Strecknitz gegeben und ist daher die letzte heute noch erhaltene Glocke aus der Lübecker Marienkirche.
Derweil können Besucher der Stadt an diesen historischen Ort noch heute die beiden zerbrochenen Glocken besichtigen. Darunter die älteste Glocke aus dem Geläut aus dem Jahr 1508, die Sonntagsglocke. Daneben liegt die Pulsglocke aus dem Jahr 1668. Die übrigen Glocken aus dem Turm haben das Feuer der Bombenangriffe nicht überstanden. Bei Temperaturen von um die 1000 Grad Celsius sind sie an ihrem Ort geschmolzen.
Die neuen Glocken der Marienkirche
Seit 2019 klingen im nördlichen Turm der wieder erbauten Marienkirche in Lübeck 9 neue Glocken und bilden gemeinsam eines der größten und klangtiefsten Geläute im Norden Deutschlands. So verbindet der historische Ort Zerstörung und Wiederaufbau einer bewegten Geschichte der Stadt. Der Palmsonntag wurde aufgrund der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg zu einem bedeutenden Gedenktag in Lübeck, der regelmäßig auch an diesem Ort begangen wird.
Adresse
Marienkirchhof 1, 23552 Lübeck