Graffiti ist unumstreitbar Kunst, die uns zeigt, wie die Kreativität im Blut fließen kann und wie lebendige und aussagekräftige Effekte sie hat, wenn sie in den Fingerspitzen ankommt, egal ob mit Pinsel, Roller oder Sprühdosen. Graffiti als Mittel für Vandalismus? Nicht in Hamburg, wo es nicht nur legalisiert wurde Kunst ausleben zulassen, sondern auch Platz und Möglichkeit geboten wird, damit Graffitikünstler ihren Traum zur Realität machen können. Kunstbegeisterte profitieren ebenfalls daran, in dem sie sich dieses einmalige Werk anschauen können. Was euch an der Hall of Fame in Hamburg erwartet, erfahrt ihr hier!
Kahler Beton wird zur Kunstattraktion
Fesselnde und diverse Werke von über 100 Graffiti Künstlern sind nur 5 Minuten vom Harbuger Rathaus mit Skatern oder Fahrrad entfernt. Hinter diesen gemalten und gesprühten Zeichen und Symbolen steckt tatsächlich eine graue Flutschutzmauer am Bostelbeker Hauptdeich, die als Leinwand für Könner umfunktioniert wurde.
Diese 5000 qm große „Wall“ haben wir den Bemühungen des Vereins Großstadtraum zu verdanken, welcher sich vier Jahre für die entsprechende Legalisierung eingesetzt hat. Diese Künstlerguppe hat sich von dem Projekt „Wiener Wand“ inspirieren lassen, die ebenfalls legale Wände für Kunstmalerei kreiert hat.
Vorausgesetzt wird nur eine Genehmigung (zum Beispiel im Graffitistore „Sprühkopf“) und eine frei wählbare Spende für den Verein. Gleichzeitig jedoch ist es strikt verboten, noch nicht legalisierte Wände in der Umgebung, wie zum Beispiel an den Bahnübergängen, zu besprühen, was letztendlich zur Abschaffung der gesamten Kunstmeile führen kann. Der Verein kämpft weiter, um die restlichen Meter der Wand auch benutzen zu dürfen.
Das Projekt zieht Künstlergruppen nach Hamburg
Graffiti Künstler Kobe und seine Crew „Ghostreiter“ aus Berlin sind nur ein Beispiel für die Künstlergruppen, insgesamt rund 120 Menschen, die anreisen um die kalte Wand mit fantasievollen Elementen umzugestalten. Sie sind sich einig: so eine Street Art Gallery findet man definitiv nicht überall. Und somit entstand tatsächlich eine 500 Meter lange Wand, die frei und individuell gestaltet wurde.
Dementsprechend ist das Ergebnis: Bei einem Spaziergang entlang dieses Kunstwerks entdeckt man meterlanges Graffiti, welches man so schnell in nur einem Rundgang in Deutschland nicht sehen würde.
Die Wall präsentiert lebendige, explosive Farben, sowie lebendige Symbole, farbenfrohe Elemente, Zeichentrickfiguren, Sprüche und bekannte Filmfiguren. Eine einzigartige Sammlung von unähnlichen Bildzeichen in nur einem kleinen Spaziergang – die Heimfeld Hall of Fame macht es möglich.
Tipps für die Besichtigung
Die Rückseite / Nordseite der Wand nicht verpassen!
Wenn man vor der Wand parkt und sich die Kunstwerke anschaut, ist es nicht wirklich ersichtlich, dass auf der anderen Seite der Wand auch Street-Art-Malereien zu sehen sind! Es befindet sich auch nirgendwo ein Durchgang, sodass man erst mal gar nicht auf die Idee kommt, dass auf der Nordseite der Wand etwas sein könnte.
Um auf die andere Seite zu gelangen, müsst ihr den kleinen Weg nehmen, der ganz am Anfang der Hall of Fame auf den Hügel führt (auf dem Bild links von der Mülltonne, entlang der Mauer). Auf der anderen Seite geht es dann wieder hinunter und ihr könnt euch die anderen Werke anschauen.
Beste Zeit für den Besuch
Ich habe mir die Heimfeld Hall of Fame im (tiefsten) Winter angeschaut, es war klirrend kalt und dementsprechend war auch nur sehr wenig los. Lediglich eine Street-Art-Gruppe war gerade dabei, ein Bild an die Wand zu zaubern.
Die Jungs und Mädels dieser Gruppe meinten, dass der Besuch sich eher im Frühling, Sommer oder Herbst lohnt, denn dann stehen die Chancen höher, dass am Wochenende mehrere Gruppen da sind, die die Wand zu besprühen, natürlich mit Musik und Bierkästen.
Ist es an der Hamburg Graffitiwand gefährlich?
Keineswegs! Zugegeben, das Areal sieht nicht gerade sehr einladend aus, aber es sind hier keine zwiespältigen Gestalten unterwegs und man trifft eigentlich nur auf junge Sprayergruppen oder einzelne Künstler, die froh sind, dies legal machen zu dürfen, sowie zahlreiche Schaulustige – von Paaren bis Familien.
Fazit zur Hamburger Graffiti-Hall of Fame
Die Heimfeld Hall of Fame in Hamburg/Harburg ist ein netter Besuch für all diejenigen, die alle klassischen Sehenswürdigkeiten in Hamburg schon abgeklappert haben oder für alle Menschen, die gerne mal etwas anderes sehen wollen.
Bevorzugt die Monate zwischen April und Oktober, dann ist am Wochenende auch mehr los und man kann mit ein bisschen Glück den Künstlergruppen beim Sprayen zuschauen. Instagram-Fans werden hier natürlich voll auf ihre Kosten kommen, und coole Bilder schießen können.
Ein klein wenig enttäuscht war ich von der Qualität einiger Werke. Ich hatte irgendwie mehr Malereien/ „Murals“ erwartet (also großflächige „Bilder“), aber es sind hier hauptsächlich „Graffiti-Schriftzüge“ zu finden, was mich persönlich nicht ganz so anspricht. Aber das ist natürlich auch Geschmackssache… und das ändert sich natürlich auch öfters! Ihr könnt tatsächlich alle paar Monate vorbeischauen, die Malereien ändern sich regelmäßig, sodass es immer etwas Neues zu entdecken gibt.
Anfahrt / Adresse: Wie komme ich zur Hall of Fame in Hamburg?
Die Hall of Fame liegt etwa 20 Minuten südlich vom Hamburg Stadtzentrum mit dem Auto. Wer die „Hall of Fame Heifeld“ (wie sie genau heißt) googelt, bekommt folgende Adresse: 3, Bostelbeker Hauptdeich 2, 21079 Hamburg. Genau da befindet sich die Mauer auch, ihr könnt also einfach dem Navi folgen. Mit dem Auto kann man genau bis zu dieser Adresse fahren. Parkt einfach irgendwo, sobald ihr die Wand erblickt, und erkundet dann das Areal zu Fuß. Wir haben vor dieser Alten Fabrik geparkt:
Man kann auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dort hinkommen, zum Beispiel mit den Buslinien 141, 241 und 641 (Haltestelle „Bissingstraße“ – dann ca. 500 Meter gehen) oder mit der S-Bahn S3 (Haltestelle „Heimfeld“). Von der S-Bahn-Station sind es ca. 1 Kilometer zu Fuß zur Graffiti-Wall.