In Augsburg, der Stadt an Lech, Singold und Wertach, ist eine Institution seit vielen Jahren nicht mehr wegzudenken. Die Puppenkiste hat sich spätestens seit ihren regelmäßigen Auftritten im Fernsehen nicht nur bei den jüngeren Besuchern so etwas wie den Status eines einzigartigen Kulturgutes erworben. Die kleine Bühne und ein dazu gehörendes Museum sind Magneten für Familien mit ihren Kindern. Es sind die sympathischen Stars an Fäden, die in der Augsburger Puppenkiste Groß und Klein erfreuen.
„Das kleine Känguru und der Angsthase“
Ein gewisser Walter Oehmichen gründete drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sein Kabarett mit Puppen. Er erfüllte sich damit am 26. Februar 1948 einen Traum, denn er war ein Mann mit Phantasie und Mut, und die Märchen seiner jungen Jahre hatten ihn stets begleitet. In der schweren Zeit, als das spätere deutsche Wirtschaftswunder noch in den Kinderschuhen steckte, ging „Oehmichens Puppentheater“ auf Reisen und tourte durch die Provinz. In etlichen Kinderkliniken begeisterte er die jungen Patienten mit dem Stück: „Das kleine Känguru und der Angsthase“.
Die Stars der Kiste bekamen eine Stimme
Der Pionier verlieh mit seiner Puppenkiste den Figuren aus dem populären deutschen Märchen Gesichter, und die Bühne für die Auftritte seiner kleinen Stars fand Walter Oehmichen im einstigen Heilig-Geist-Spital. Allerdings musste er die Termine seiner Auftritte mit dem städtischen Amt für Statistik abstimmen, dessen Mitarbeiter dort ebenfalls logierten. Der Gründer der Augsburger Puppenkiste schnitzte in diesen Jahren seine Marionetten eigenhändig, und er fand schon bald einen Schauspieler, der den Figuren zu einer Stimme verhalf. Es handelte sich dabei um Manfred Jenning, der zum Autor dieses ungewöhnlichen Theaters wurde und sich um die Gründung des beliebten Silvester-Kabaretts verdient machte. Eine Einrichtung, die es seit 1950 gibt und die bis heute am letzten Tag des Jahres die Erwachsenen zur Puppenkiste lockt.
Als das deutsche Fernsehen anklopfte
Mit seinem abwechslungsreichen Programm machte die Augsburger Puppenkiste überregional auf sich aufmerksam, und eines Tages klopften die Fernsehanstalten bei den Betreibern des Unternehmens an. „Peter und der Wolf“ war die erste Geschichte, die über die deutschen Bildschirme flimmerte.
Um auch ein breites Publikum zu begeistern, wurden immer wieder neue Autoren gewonnen, und die Augsburger Puppenkiste war seit den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein fester Bestandteil des Fernseh-Kinderprogramms. Aus der Puppenkiste entwichen dann in einigen Episoden sogar die legendären „Sandmännchen“, und der „Gestiefelte Kater“, „Zwerg Nase“ und „Frau Holle“ begeisterten ein Millionenpublikum.
Ein Theater mit 220 Plätzen
Bis heute sind die liebevoll produzierten Kindersendungen mit Professor Tibatong, Jim Knopf, dem Urmel und dem Sams nicht nur bei den jüngsten Besuchern des Puppentheaters jederzeit präsent. Die hölzernen Figuren lassen noch immer die Phantasien des Publikums galoppieren, und das Marionettentheater mit seinen 220 Plätzen war sehr oft ausgebucht.
Im Jahr 2019 verzeichnete das Unternehmen nicht weniger als vierhundert Vorstellungen. Einige von diesen Aufführungen, wie „Die Dreigroschenoper“ oder „Faust“ waren für Erwachsene bestimmt. Das Ensemble begibt sich häufig auf Tourneen durchs In- und Ausland. Im Jahr 2001 öffneten sich zudem die Pforten des Puppentheater-Museums, das im ersten Stock des früheren Spitals mit einer Dauerausstellung untergebracht ist.
Adresse: Wo liegt die Augsburger Puppenkiste?
Spitalgasse 15, 86150 Augsburg