Zweifellos ist dies ein eindrucksvolles Bauwerk – der riesige Viadukt von Schildesche. Doch damit verbindet sich noch immer die Erinnerung an einen Tag im Zweiten Weltkrieg. Es war der 14. März 1945, exakt 16.28 Uhr, als ein ohrenbetäubender Knall das Ravensberger Hügelland nördlich des Teutoburger Waldes erschütterte.
„Schilske“ nannten die Einwohner von Bielefeld diese einstige Bauerschaft an der Peripherie ihrer Stadt, und dieses Schildesche besaß mit dem riesigen Viadukt über den Johannisbach eine Rarität. Bis zu jenem Vorfrühlingstag des Jahres 1945, als ein britischer Bomber ein Monstrum namens „Grand Slam“ abwarf und den Viadukt zerstörte.
Von Bomben 3.500-mal getroffen
Zwar war der Viadukt von Schildesche zum Zeitpunkt der Zerstörung schon in die Jahre gekommen, denn er stammte aus dem Jahr 1844. Doch die hundert Jahre sah man diesem Brückenbauwerk mit seinen vier Bahngleisen und 56 Bögen kaum an.
Da dies ein neuralgischer Punkt der Eisenbahnlinien zwischen den Wirtschafts-Ballungszentren des deutschen Westens und der Reichshauptstadt Berlin war, wurde der längste Viadukt des einstigen preußischen Staates zu einem wichtigen Angriffsziel der Alliierten.
Auch in der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde er immer wieder bombardiert. Doch die Konstruktion war so massiv, dass selbst 3.500 abgeworfene Bomben zu keinen gravierenden Schäden an der Brücke führten.
Eine zerstörerische Sprengkraft
Um die deutsche Wehrmacht von ihren Nachschubwegen abzuschneiden, intensivierten die Amerikaner und Engländer ihre Bemühungen, wichtige Brücken zu attackieren.
Zu denen zählte auch der Viadukt von Schildesche mit seiner Spannweite von 360 Metern. Erst die größte konventionelle Bombe, die im Zweiten Weltkrieg zum Einsatz kam, führte zum Einsturz dieses Bauwerks, das ursprünglich so massiv konstruiert wurde, um notfalls auch einem Erdbeben standhalten zu können.
Die Engländer hatten eine Bombe gebaut, die nicht weniger als zehn Tonnen auf die Waage brachte und die größte aller Zeiten war. Sie war mit vier Tonnen Sprengstoff gefüllt, wurde aus einer Höhe von sechstausend Metern abgeworfen und drang tief in den Boden ein.
Bögen knickten ein wie Streichhölzer
Auf rund 130 Metern wurde der Viadukt von Schildesche an diesem 14. März 1945 zum Einsturz gebracht. Eisen und Stein knickten ein wie Streichhölzer, und in den Häusern der Nachbarschaft des Bauwerks verloren mehr als fünfzig Einwohner ihr Leben.
Drei Wochen später war für Bielefeld der Zweite Weltkrieg vorbei, doch es dauerte noch zwei Jahre, ehe der vom Schutt befreite und wieder aufgebaute Viadukt für den Güterverkehr freigegeben werden konnte.
Für den Personenverkehr blieb es noch viele Jahre bei einem Provisorium. „Gummibahn“ nannten die Ostwestfalen diese Umleitung. 1960 wurde der historische Viadukt durch eine neue und 160 Meter lange Spannbetonbrücke ersetzt.
Anfahrt / Adresse: Wie kommt man zum Viadukt?
Der Viadukt wird ausschließlich von Bahnen befahren. Zu Fuß oder mit dem Auto kann man ihn nicht überqueren. Wer sich die Brücke anschauen möchten, kann zum „Parkplatz Schildescher Viadukt“ in der Talbrückenstraße in Bielefeld fahren. Dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Bauwerk.