Wer kennt ihn nicht, den Heimwerker im Manne? „Vati bastelt in der Werkstatt“ lautet die Antwort der Mutter auf die Frage des Kindes. Und wenn Vati bastelt, wird er selbst zum Kind und hat keinen Nerv für die eigene Brut. Denn Vati wird zum Ritter, König, Edelmann oder Bauer. Und schafft sich seine Burgen. Ohne Eroberungsfeldzüge, aber mit dem Hammer in der Hand.
Einer dieser Bastler war Richard Wittich. Aus seiner Leidenschaft heraus entstand der Mühlenplatz Oberweser. Ihr findet ihn entlang der Deutschen Märchenstraße am Rand von Gieselwerder auf einer Waldwiese. Der kleine Lumbach plätschert dort vor sich hin und ist ein wichtiger Bestandteil der Anlage. Höhen- und Wasserburgen, Schlossanlagen, manch eine Kirche oder ein anderes bekanntes Bauwerk aus einer Zeit, als Rotkäppchen noch durch den Wald lief, wurden maßstabsgerecht nachgebaut und erfreuen das Auge. Während dessen arbeitet der Lumbach in diesem Miniaturenpark und fließt eifrig bergab, um zahlreiche Mühlräder in Bewegung zu halten.
Für 2,50 EUR (für Erwachsene) und 1,00 EUR (für Kinder) erwacht das Mittelalter bei einem Spaziergang auf dem Gelände. Dafür könnt ihr euch den ganzen Tag Montag bis Freitag von 12:00 Uhr bis 18:00 Uhr, samstags und sonn- und feiertags sogar ab 10:00 Uhr dort aufhalten. Über die Jahre gewachsen sind heute ca. 60 Modelle zu bewundern. Zum Niederknien liebevoll ausgearbeitet. So wurden auch schon Männer liegend ins Detail vertieft im Gras beobachtet. Fachsimpelnd mit den Söhnen oder der durchaus genauso begeisterten Tochter. Die Fantasie blüht auf und die Welt rundherum ist für kurze Zeit vergessen.
Wenn Vati bastelt, gibt er sich alle Mühe. Liebevoll bis ins kleinste Detail ersteht erst vor seinem geistigen Auge, dann unter seinen kundigen Händen eine bebaute weiträumige Wiese. „Guck mal hier, die Kuh“ und „Guck mal da, das Pferdefuhrwerk“. Unendlich viel gibt es zu Entdecken. Erwachsene bestaunen das Geschick der Bastler, die Kinder erfreuen sich an den kleinen Figuren.
Und wenn Mutti gut drauf ist, lässt sie sich mit dem Nachwuchs ins Gras sinken, holte den Kuchen aus dem Picknick-Korb und erzählt Geschichten aus alter Zeit. Vom Bauern, der das Feld bestellt und vom Ritter, der hoch zu Ross die Burg nebenan erobern will: „Schau hin! Ja, genau, gleich die dort hinten mit den vielen Schießscharten. Er muss nur über den kleinen Maulwurfhügel reiten. Dann ist er schon da.“ Ein Burgfräulein winkt derweil mit dem Taschentuch aus ihrem Kammerfenster.
Adresse
Mühlenpl. 1, 34399 Wesertal