Wer in der Gegend von Frankfurt am Main sein Zuhause hat, der kennt selbstverständlich die Klappergasse. Denn sie ist so etwas wie der Inbegriff für das hessische Nationalgetränk, den Apfelwein. Und wer in Sachsenhausen diese eher herbe Variante des hochprozentigen Saftes auf Hochdeutsch bestellt, der outet sich unwillkürlich als eingereister Tourist. „Ebbelwoi“ heißt der Apfelwein in der Mundart dieser Region, und in der Klappergasse, die nunmehr die Dreieichstraße mit der Kleinen Rittergasse verbindet, wird in den diversen Lokalen seit undenklichen Zeiten der „Ebbelwoi“ kredenzt. Vor dem Haus Nummer acht an der altehrwürdigen Klappergasse befindet sich seit 1961 eine Skulptur – es ist des Fraa Rauscher Brunnens. Er ist dem Wein und jener Frau Rauscher gewidmet, von der ein Lied und eine Geschichte erzählt.
Die Gasse der Lepra-Kranken
Die Klappergasse gab es in Sachsenhausen schon immer. Und ihre Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurück reicht, ist eine eher gruselige. Denn den Namen erhielt die enge Straße offenbar von den dort lebenden Einwohnern, die das Schicksal mit einer Leprakrankheit geschlagen hatte. Wenn sie die Straße betraten, mussten sie durch ein lautes Klappern auf sich aufmerksam machen, um den übrigen Passanten wegen der Ansteckungsgefahr nicht zu nahe zu kommen. Die Klappergasse überstand im Laufe der Jahrhunderte alle Wirren und auch den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs. Während viele Häuser in der Umgebung der Frankfurter Altstadt in Schutt und Asche lagen, präsentierte sich die Klappergasse mit ihren hübschen Häusern, die teils aus dem 15. Jahrhundert stammen, wie eh und je.
Das Lied von der Klappergasse
Am 12. November 1929 kam die historische Klappergasse auch noch zur Ehre eines Liedes, das bis heute zu vorgerückter Stunde von weinseligen Gästen häufiger gesungen wird. Es beginnt mit dem Satz: „Am Sonntag warn mer dribb de Bach, was hammer do gelacht.“ Gegenüber vom Bach lag und liegt Sachsenhausen, und den Refrain des Liedes kennen alle, die dort zu Hause sind: „Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hoot e Beul am Ei, ob des vom Rauscher, obs vom Alte kimmt, des klärt die Polizei…“ Die legendäre Frau Rauscher wurde in der Ära der preußischen Besetzung der Stadt Frankfurt eines Tages mit einer Beule am Kopf aufgefunden. Worauf die Ordnungshüter zur Tat und zur Aufklärung eines an sich harmlosen Vorfalls schritten. Angeblich wurde es nie geklärt, ob der vergorene Wein besagter Frau Rauscher zu Kopf gestiegen war.
Eine „spuckende“ Marktfrau
Die Geschichte und ihr Lied animierten in den frühen sechsziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Frankfurter Bildhauer Georg Krämer zu seinem „Fraa-Rauscher-Brunnen“. Die Skulptur zeigt eine Frauenfigur in der typischen Tracht der Markt-Verkäuferinnen aus Sachsenhausen. Der Brunnen wurde so gestaltet, dass er hin und wieder Wasser spuckt in die Richtung der Passanten auf ihren Wegen in der Klappergass‘. Längst ist dieser Brunnen eine Art Kulturgut in der Weinregion am Main, und an der Großen Rittergasse wurden sogar die Verkehrsampeln an den Fußgängerübergängen mit der typischen Silhouette der „Fraa Rauscher“ bestückt. Aber auch eine bekannte Äbbelwoi-Sorte der Kellerei Possmann aus den Frankfurter Stadtteil Rödelheim trägt den Namen der „Fraa Rauscher“.
Adresse
Klappergasse 12, 60594 Frankfurt am Main