Was für manchen vielleicht erst mal nach einem Theater mit Tierdarstellern oder ähnlichem klingt, ist eine von Berlins ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten und die älteste ihrer Art: Das Tieranatomische Theater in Berlin ist das älteste noch erhaltene akademische Lehrgebäude der Stadt.
Entstehung
Nicht nur das Alter des Gebäudes beeindruckt, sondern auch seine Architektur, die dem preußischen Frühklassizismus zuzuordnen ist. Es ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Hauptstadt. Die Entwürfe stammen von Carl Gotthard Langhans, der 1790 von König Friedrich Wilhelm II. beauftragt worden war. Langhans war auch der Baumeister des Brandenburger Tors. Mit dem Kuppelbau des Tieranatomischen Theaters schuf der Architekt die erste unabhängige Veterinäranatomie in der Geschichte deutscher Medizin. In diesem Meisterwerk gingen Obduktionssaal, Räume für biologische und anatomische Sammlungen, sowie ein Anatomietheater fließend ineinander über.
Der zentrale Hörsaal hat sogar eine Kuppel und zog bereits kurz nach seiner Entstehung die besten Wissenschaftler des Landes in die neu gegründete Tierarzneischule. Die fast an ein Amphitheater erinnernde Form des Hörsaals zeigt Ähnlichkeiten zur Architektur der norditalienischen Renaissance und war für die damalige Zeit ein wahres Meisterwerk.
Nutzen
Nachdem das Tieranatomische Theater zunächst zur Sezierung von Tieren und der Lehre der Anatomie von Tieren diente, wurde es lange Zeit als ein Zentrum zur Bekämpfung von Tierseuchen, vor allem von Pferdekrankheiten, genutzt. Danach wurde es wieder zur Ausbildungsstätte für zukünftige Tierärzte. 2012 wurde das Tieranatomische Theater nach aufwendigen Renovierungsarbeiten wiedereröffnet. Heute finden Besucher des ältesten Lehrgebäudes Berlins Sonderausstellungen, die vom Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik in Zusammenarbeit mit Studenten, Künstlern und Institutionen konzipiert sind. Oftmals wird das Tieranatomische Theater als „Museum mit Laborcharakter“ bezeichnet.
Besichtigung & Eintrittspreise
Seit der Sanierung ist das Museum der Öffentlichkeit zugänglich. Ziel ist es, Wissenschaft für Alle verständlicher und erlebbarer zu machen. Die Inhalte orientieren sich näher am Alltagsleben: so gibt es neben Tierskeletten auch Fotoserien und weitere Exponate. Auch mit Filmemachern und Künstlern gibt es regelmäßig Kooperationen, weshalb es auch regelmäßig Installationen, Performances und Lesungen, der etwas anderen Art gibt! Ein absolut sehenswerter Ort der Wissenschaft und Künste! Ein Besuch lohnt sich, egal ob ihr Tierliebhaber, Mediziner oder nicht seid, hier ist für jeden etwas Ansprechendes dabei. Allein schon das Gelände auf dem das Tieranatomische Theater liegt, der Campus Nord der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte mit seinen historischen Gebäuden, ist sehr interessant zu sehen.
Der Besuch des Campus und des Tieranatomischen Theaters sind übrigens kostenlos.
Adresse
Philippstraße 13 (Campus Nord, Haus 3), 10115 Berlin