Einige deutsche Wissenschaftler zählten zu den Geburtshelfern der Technik mit Raketen und damit auch der Raumfahrt. Generationen vor dem ersten Flug zum Mond beschäftigten sich Menschen mit der Frage, ob es möglich sei, ferne Himmelskörper zu erreichen. Und nur wenigen ist bekannt, dass ein gewisser Conrad Haas bereits im 16. Jahrhundert eine Art Vordenker der Raumfahrt war. Viele Jahre später erwarb sich Hermann Julius Oberth den Ruf eines Pioniers, dem es gelungen war, aus Ethanol und Sauerstoff einen geeigneten Raketenantrieb zu entwickeln. Ihm wurde mit dem Raumfahrtmuseum in Feucht ein bedeutendes Denkmal gesetzt.
Oberth kam in Siebenbürgen zur Welt, begeisterte sich schon in jungen Jahren für die Phantasien des Schriftstellers Jules Verne, promovierte nach seinem Studium auf dem Gebiet der Medizin und gründete im Jahr 1927 den Verein für Raumschiffahrt, der zu einem Sammelbecken und zu einer Ideen-Schmiede für die Raketen-Pioniere dieser Zeit werden sollte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte Oberth einige Jahre in Feucht bei Nürnberg, um dann den Spuren seines einstigen Schülers Wernher von Braun zu folgen und sich den wissenschaftlichen Mitarbeitern des Raketenzentrums Huntsville in den USA anzuschließen. Während seines Aufenthalts in den Vereinigten Staaten befasste sich Oberth auch mit einigen ungelösten Rätseln – unter anderem mit den Phänomenen des außerirdischen Lebens und der Ufos. Er starb 1989 im hohen Alter von 95 Jahren in Nürnberg. Er war Ehrendoktor der Technischen Universität Berlin und wurde mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.
Sein Lebenswerk wurde durch das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in Feucht gewürdigt. Es wurde in einem Nebengebäude des historischen Pfinzingschlosses untergebracht und bietet den Besuchern einen eindrucksvollen Spaziergang durch die Welt der Raumfahrt-Entwicklung von den bescheidenen Anfängen bis zur Landung auf dem Mond. Die ausgestellten Exponate bestehen nicht nur aus Modellen sondern auch aus Originalen, die die Mitglieder der Hermann-Oberth-Gesellschaft im Laufe vieler Jahre zusammengetragen haben. Dazu zählt unter anderem die legendäre „Kegeldüse“, die Hermann Oberth im Herbst 1929 entwickelte und fertigstellte. Dies war der erste Raketenmotor für flüssige Treibstoffe. Diese Erfindung begründete endgültig den Ruf des Franken aus Siebenbürgen als einer der „Väter der Raumfahrt“. Auf einer Ausstellungsfläche von rund 160 Quadratmetern wird der Besucher in diesem Museum behutsam durch die verschiedenen Phasen der Entwicklung von Raketen geführt. Aus amerikanischen, sowjetischen und europäischen Quellen stammen etliche Leihgaben – aber auch interessante Text- und Bildtafeln.
Zu den wichtigsten Ausstellungsstücken gehören der Bordanzug des Astronauten Ernst Messerschmid und ein russischer Astronauten-Anzug. In der oberen Etage des Raumfahrt-Museums sind in einem Kino zahlreiche historische Filme zu bewundern. Die Einrichtung hat sich zudem der Aufgabe verpflichtet, die Geschichte der Raumfahrt von den Anfängen bis in die Gegenwart zu katalogisieren. Das Haus hat sich zum Ziel gesetzt, zu einer Art „Mekka“ der deutschen Raumfahrt-Historie zu werden.
Das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum an der Pfinzingstraße 12 in Feucht ist lediglich an Wochenenden zwischen 13 und 17 Uhr geöffnet. Gruppenführungen sind allerdings auch nach Vereinbarung möglich. Da das Museum dank der zahlreichen Ausstellungsstücke inzwischen fast aus allen Nähten platzt, plant der Museumsverein eine Erweiterung. Dann würde sich die Chance eröffnen, den umfangreichen Nachlass des Physikers unterzubringen und der Öffentlichkeit zugängig zu machen.