Dies ist wie eine Rückkehr in die Geschichte oder wie ein Eintauchen in die Unterwelt. Der Besuch des Bunkermuseums im Thüringer Wald rückt noch einmal die Zeit des kalten Krieges und der deutschen Trennung ins Bewusstsein. Auf einer Gesamtfläche von 3.600 Quadratmetern wurde unweit des Ortes Frauenwald, einem Ortsteil von Ilmenau am Rennsteig, vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR ein Führungsbunker errichtet, der seit dem Jahr 2004 als Museum dient und der sich heute im privaten Besitz befindet.
Eine Nacht in der Uniform der Stasi
Wer sich auf eine Zeitreise begeben und die Uhr der Geschichte zurück drehen möchte, der kann im Bunkermuseum Frauenwald sogar eine Übernachtung buchen, die Alltagskleidung gegen die Uniform der Stasi tauschen und sich dort für eine kurze Zeit dem Wachdienst einer imaginären NVA anschließen. Dies alles eignet sich als Ort zum Gruseln und zu einer kritischen Auseinandersetzung mit einer – hoffentlich – bewältigten Vergangenheit. „Trachtenfest“ – so lautete der Deckname des Bunkers in den tiefen Wäldern im Ilm-Kreis. Er wurde zwischen 1973 und 1975 in Frauenwald gebaut und sollte im Fall der Fälle hochrangige Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes bei einem Atom-Krieg schützen.
Eine unabhängige Versorgung mit Strom
Selbst den Bewohnern der unmittelbaren Nachbarschaft des Bunkers blieb zu Zeiten der DDR der eigentliche Sinn dieser unterirdischen Anlage verborgen. Bei einem Krieg gegen den „Feind im Westen“ sollte hier die Bezirkseinsatzleitung der Stasi in der Lage sein, die Aufgaben zu erfüllen. So entstanden in der DDR im Laufe der Jahre und unter einer strikten Geheimhaltung insgesamt fünfzehn Bunker. Die meisten wurden seit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten nach 1990 zerstört. Einschließlich einer ausgeklügelten Nachrichtentechnik, der unabhängigen Stromversorgung und der zahlreichen Abhöreinrichtungen. Die Führungsstelle Frauenwald war mit einem Richtfunknetz mit der Parteizentrale verbunden.
Schutzkleidung und Ventilatoren
Keine Frage: Die Tarnung des Bunkers im Thüringer Wald war nahezu perfekt, und bildete ein ausgefeiltes System der lebensbejahenden Vorkehrungen. Es sollte das Überleben der dort arbeitenden Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes für bis zu einem Jahr sichern. Bei einem Einsatz chemischer Waffen hätte sich diese Zeitspanne allerdings auf höchstens acht Tage reduziert.
Gesichert war der Bunker mit starkem Beton und Schleusen. In den Schränken befand sich die Schutzkleidung. Ventilatoren und Filter wurden eingebaut, um eine separate Sauerstoff-Erzeugung mit Ventilatoren herzustellen. Die geheimen Führungskonzepte wurden durch die Stasi nach dem Mauerfall beseitigt.
Großbaustelle diente der Verschleierung
Tarnen und Täuschen – dieser Devise unterstand der Bunker auf dem Gelände des Waldhotels „Rennsteighöhe“ in der Zeit zwischen 1976 und 1990. Zur Verschleierung der eigentlichen Absichten gehörte auch, dass mit der Errichtung des Bunkers in der Nähe ein Ferienheim der Wasserwirtschaft als Großbaustelle ausgewiesen wurde. Wer sich heute zu einer Führung anmeldet, sollte für die Besichtigung knapp fünfzig Minuten einplanen. Intensive Informationen zur Technik der Anlage sind während einer zwei- bis vierstündigen Führung erhältlich. Die Betreiber der Anlage verstehen dies als „Lebendiges Museum“. Dort begegnet der Besucher einem diensthabenden Offizier, einem russischen Verbindungsmann und einem Schleusen-Kommandanten. Dies ist ein Museum der anderen Art und eine intensive Zeitreise durch die dunkle Geschichte des zweiten deutschen Staates.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Führungen sind im Bunkermuseum Frauenwald zwischen dem 3. November und 20. Dezember an Wochenenden stündlich zwischen 10 und 16 Uhr sowie montags bis freitags um 11, 14 und 15 Uhr möglich. Zwischen dem 21. Dezember und 1. März öffnet die Anlage stündlich zwischen 11 und 16 Uhr, im Sommer zwischen 10 und 16 Uhr. Erwachsene zahlen 7 Euro für den Eintritt. Der Preis für Gruppen ab 35 Personen beträgt 5 Euro.
Adresse
Am Rothenberg 1, 98711 Frauenwald