Aus mehreren Sandsteinblöcken ist er zusammen gefügt, und zu Zeiten der Gotik soll er bemalt worden sein. Sehr viel mehr ist vom Bamberger Reiter nicht überliefert. Nur eines ist unstrittig: Die berühmte Figur, die seit nahezu acht Jahrhunderten den ersten Pfeiler im Ostchor des Bamberger Kaiserdoms ziert, ist die einzige mittelalterliche Reiterplastik, die einen so langen Zeitraum überstanden hat.
Nachweislich stammt die Figur des stolzen Herrschers unter einem Baldachin aus dem Jahr 1230. Das ist schon eine erstaunliche Erkenntnis. Doch fast so lange rätseln die Betrachter, wem die Ehre zuteil wurde, hoch zu Ross im Bamberger Gotteshaus zu verweilen. Wenn auch nur aus Stein…
Ein steinerner Zeuge vergangener Zeiten
Da dieser Reiter im Bamberger Dom eine Krone trägt, ging man schon immer davon aus, dass es sich dabei um einen König handeln müsse. Doch diese Figur ließ Generationen rätseln, denn ganz sicher war man sich nicht über die Bedeutung dieses steinernen Zeugen vergangener Zeiten. Es erhitzten sich vielmehr die Gemüter und es stritten sich die Historiker.
Mit ernster Miene schaut der Reiter seit vielen Jahrhunderten hinab auf das gemeine Volk, das sich in die Kirche begibt. Sein Mund ist leicht geöffnet, und es schaut so aus, als wolle er etwas sagen im Angesicht dieses gigantischen Kirchenschiffs. Seine Falten auf der Stirn deuten wohl darauf hin, dass er sich dem Ernst des Augenblicks sehr bewusst war.
Wer ist der Reiter? Der erste christliche ungarische König?
Ohne jede Frage ist der Bamberger Reiter so etwas wie ein Kulturheiligtum der Deutschen und eine Figur, die seit jeher bei den Betrachtern zum Nachdenken Anlass gibt. Der Künstler ist gänzlich unbekannt, aber darüber, wer hier für die Ewigkeit in Stein gemeißelt wurde, gibt es neuerdings wissenschaftliche Erkenntnisse.
Schon immer war so mancher Archäologe davon überzeugt, dass es sich dabei um den Heiligen Stefan handeln muss. Dieser war der erste ungarische König, der sich zum Christentum bekannte. Manches deutet darauf hin, dass er seine christliche Taufe im Bamberger Dom erhielt.
Zwar gingen andere Wissenschaftler seit jeher davon aus, dass es sich bei diesem Reiter auch um Kaiser Heinrich II. oder König Konrad III. handeln könne, doch ein Forscher-Team kam nun zu einem anderen Resultat.
Enge Kontakte zu Bamberger Bischöfen
Nach dem Studium historischer Quellen waren sich die Forscher sicher, dass diese Figur die Nachbildung des Heiligen Stefan ist. Dieser war mit einer Schwester von Kaiser Heinrich II. verheirat und pflegte intensive Kontakte zu den Bischöfen in Bamberg.
Die nachweisbaren dynastischen Verflechtungen zwischen Ungarn und Bamberg dürften dazu beigetragen haben, dass das Uralt-Rätsel dieses Reiters nunmehr gelüftet ist. Auch wenn es wohl noch eine längere Zeit Dispute über die Identität des Bamberger Reiters geben wird.
Zur Legende über den Heiligen Stefan zählen auch Berichte, wonach der König der Ungarn hoch zu Ross bei seinem ersten Besuch in Bamberg in den Dom galoppiert sei. Dass der Reiter waffenlos ist, wird von Historikern so gedeutet: Das Standbild habe zu den Zeiten der Kreuzzüge daran erinnert, dass die Feinde des Christentums allein durch das Wort Gottes und nicht durch das Schwert zu bekehren seien.
Adresse: Wo kann man der Bamberger Reiter sehen?
Die Statue des Reiters könnt ihr euch in der Domstraße in 96049 Bamberg anschauen. Vielleicht löst ihr ja das Rätsel?