Auf dem Lister Ellenbogen steht die Zeit still
Im Jahr 2010 stellte Roman Polanski seinen Politthriller „The Ghostwriter“ auf der Berlinale vor. Gedreht wurde das preisgekrönte Werk auf der dänischen Insel Rømø und am nördlichsten Punkt Deutschlands. Dieser markante Punkt auf der Nordseeinsel Sylt gilt gleichzeitig als ihr schönster. Der Lister Ellenbogen ist ein Paradies für all jene, die das Meer und die Natur lieben.
Die Halbinsel ist Naturschutzgebiet
Ein Blick auf die Landkarte der Insel Sylt verrät, wie der Ellenbogen zu seinem Namen kam. Er erstreckt sich als lang gezogene Halbinsel über der Insel Sylt in die Nordsee. Seine Breite variiert zwischen etwa 300 und 1200 Metern. Das gesamte Gebiet gilt als Vogel- und Naturschutzgebiet.
Auf der Halbinsel existiert ein Gästehaus, das Haus Üthörn. Hier lebt auch die einzige Familie, die dauerhaft auf der Halbinsel wohnt. Der gesamte Ellenbogen ist im Privatbesitz. Wer ihn mit dem Auto erkunden möchte, muss Maut bezahlen. Anders ist dies jedoch, wenn man zu Fuß geht oder mit dem Rad fährt. Das Auto kann am Parkplatz beim Kassenhäuschen abgestellt werden. Hier gibt es übrigens auch eine nette Kneipe.
Die Natur genießen
Die wohl schönste Art, diesen malerischen Teil Deutschlands zu erleben ist zu Fuß zu gehen. Für eine komplette Umrundung sollten etwa vier Stunden eingeplant werden. Dabei dürfen jedoch die Gezeiten nicht außer Acht gelassen werden. Der Ellenbogen gehört schließlich zum Bereich Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, Inseln und Hallige. Wer das Wattenmeer kennt, weiß, dass die Gezeiten hier nicht zu unterschätzen sind.
Eine Wanderung um den Ellenbogen entführt in eine andere Welt. Malerisch zeigt sich der feine, weiße Sandstrand. Gegen Norden hin wird dieser immer naturbelassener. Genau das macht seinen Reiz aus. Die einzigen Erhebungen auf der Halbinsel sind die Dünen. Hier wird der helle feine Sand durch das Grün und Lila der Heidekräuter unterbrochen, abgegrenzt vom blauen Himmel.
Wo das Nachbarland ganz nah ist
Beinahe am höchsten Punkt des Westellenbogens liegt der Leuchtturm List West. Klassisch in Weiß und rot präsentiert sich das nördlichste Gebäude Deutschlands. Er wurde einst vom Königreich Dänemark erbaut. Sein Zwilling, der Leuchtturm List Ost befindet sich ein Stück weiter. Er entstand zeitgleich, ist allerdings ein wenig höher.
Bei guten Wetterverhältnissen zeigt sich vor der Küste im Norden die dänische Insel Rømø. Sie ist nur rund vier Kilometer entfernt. Wassersportliebhaber zieht es in die große Bucht im Norden. Der Königshafen ist ein Hotspot für Surfer und Kitesurfer. Zu beachten sind dabei die abgesteckten Grenzen. Zwischen dem Lister Hafen und dem Ellenbogen liegt die kleine Vogelschutzinsel Uthörn. Sie darf auf keinen Fall betreten werden.
Schafe haben Vorrang
Inmitten der herrlich ruhigen Natur des Ellenbogens haben Besucher vielleicht sogar das Glück die eine oder andere Robbe zu sehen. Mit Geduld lassen sich die putzigen Tierchen beobachten. Auch Vogelliebhaber kommen auf dem Ellenbogen auf ihre Kosten. Neben einer großen Artenvielfalt an wild lebenden Tieren wohnen auch Schafe auf der Halbinsel.
Die Schafszucht hat in der Region lange Tradition. Rund 300 der wolligen Tiere gelten als Ureinwohner des Ellenbogens. Wer den Ellenbogen mit dem Auto befährt, kann hier in kuriose Situationen kommen. Zäune gibt es nicht und so kann es auch mal vorkommen, dass sich die blökenden Huftiere Autofahrern in den Weg stellen. Für diesen Fall gilt: Schafe haben Vorrang!
Malerisch bizarre Natur, Ruhe, Freiheit und Ursprünglichkeit – genau diese Gegebenheiten machen aus dem Lister Ellenbogen jenen Ort der Sehnsucht, der schon so viele Künstler zu ihren Werken inspiriert hat.