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Das Anzeiger Hochhaus

Eines der ersten Hochhäuser im Deutschen Reich, wo einst „Spiegel“ und „Stern“ entstanden

Kleider machen Leute – Häuser machen Städte! Und wenn diese Häuser architektonisch und geschichtlich von besonderer Bedeutung sind, dann schauen die Menschen dieser Stadt mit einem gewissen Stolz hinauf zu den Fassaden. So wird es so manchem Einwohner von Hannover ergangen sein, als unweit vom Steintor-Platz das sogenannte „Anzeiger-Hochhaus“ wuchs und wuchs. Es entstand nach den Plänen eines gewissen Fritz Höger, der sich um dieses Gebäude mit der Empfehlung bewarb, bereits das mächtige Chilehaus in Hamburg gebaut zu haben. Womöglich war er sich in den zwanziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts bewusst, dass er sich mit dem Anzeiger-Hochhaus in Hannover ein weiteres Denkmal aus Beton und Stahl setzen würde. Denn kein anderes Gebäude der Leine-Metropole würde an diese 51 Meter Höhe heranreichen. Und zu diesem Zeitpunkt war dies eines der ersten Hochhäuser im Deutschen Reich.

Das Anzeiger Hochhaus – Wo „Spiegel“ und „Stern“ entstanden

Nun wäre es vermessen, von einem „Wolkenkratzer“ zu reden, doch das Verlagshaus mit seiner charakteristischen Dachkuppel stand nicht nur in Hannover für den Aufbruch einer Zeitwende in der Städte-Gestaltung. Fritz Höger, der geniale Architekt, entschied sich für eine Fassade, die dem norddeutschen Backstein-Expressionismus entliehen war und mal dunkelrot und mal golden schimmerte. Mit seinem Entwurf dürfte er den legendären Verleger August Madsack sehr schnell überzeugt haben. Einer Chronik zufolge wurden fast eine dreiviertel Million gebrannte Bockhorner Klinker verbaut. Überragt wurde dies alles vom Kuppeldach aus grünpatiniertem Kupferblech. Diese Konstruktion war Ende der zwanziger Jahre in Deutschland einzigartig.

Es kam einem Wunder gleich, dass das Anzeiger-Hochhaus während des Zweiten Weltkrieges die 88 Luftangriffe auf Hannover weitgehend schadlos überstand. Allerdings wurde im März 1945 das in der Kuppel untergebrachte Planetarium getroffen und zerstört. Heute sind dort die in der niedersächsischen Hauptstadt beliebten „Hochhaus-Lichtspiele“ untergebracht.

Anzeiger Hochhaus Hannover
Das Anzeiger Hochaus in den 60er-Jahren – Bild: Dierk Schaefer / CC BY
Anzeiger Hochhaus Hannover
Bild: Foto: Axel Hindemith

Nach Ende des Krieges fand in diesem Hochhaus, das längst zu einem der Wahrzeichen Hannovers aufgestiegen war, die Redaktion des von Rudolf Augstein herausgegebenen „Spiegel“ ihren Platz. Aber auch die allererste Ausgabe des „Stern“ unter Henri Nannen hatte im Anzeiger-Hochhaus im August 1948 ihre Geburtsstunde. In dem riesigen Gebäude arbeiteten zeitweilig über achthundert Mitarbeiter – unter anderem für die HAZ und für die Neue Presse. Erst als die HAZ ihr neues Druck- und Verlagszentrum im Stadtteil Bemerode bezog, verlor das Anzeiger-Hochhaus mehr und mehr den Status eines bedeutenden Medienzentrums. Und dort, wo über einen langen Zeitraum in der Nachbarschaft des Steintor-Platzes die Rotationsmaschinen rumpelten, befand sich bis Anfang 1988 die Diskothek mit dem bezeichnenden Namen „Rotation“.

Das markante Gebäude beherbergt nunmehr in einigen Teilbereichen die Fernsehunternehmen der Madsack Mediengruppe sowie die HIS, das Hochschul-Informations-System. Aber auch RTL, Sat.1, ffn und Antenne Niedersachsen sind dort noch immer mit ihren Regional-Redaktionen zu Hause. Das Anzeiger-Hochhaus ist zu einem Stück der Geschichte dieser Stadt geworden. Es ist einzigartig und auch nach nunmehr über neunzig Jahren ein sehenswertes Objekt.

Adresse

Goseriede 9, 30159 Hannover

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Roman Kugge Deutschland mal anders

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