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Die Totentanzfenster in Lübeck

Eine beeindruckende Darstellung der „Danse Macabre“

Ein im wahrsten Sinn des Wortes makabres Stück Kunstgeschichte, beziehungsweise eine Erinnerung daran, findet sich in der Lübecker Marienkirche: die berühmten „Lübecker Totentanzfenster“. Der Totentanz, auf französisch Danse Macabre, ist eine aus dem Frankreich des 14. Jahrhunderts stammende allegorische Darstellung der Macht des Todes über die Lebenden. Hierbei werden Menschen, einzeln wie in Gruppen dargestellt, die von Toten umtanzt und vielleicht verführt werden.

Die Lübecker Totentanz-Darstellung

Marienkirche Lübeck
Bild: Aiwok / CC BY-SA

In der Marienkirche in Lübeck, die etwa von 1277 bis 1351 gebaut wurde, und bereits mit ihren zwei Spitztürmen etwas unheimlich aussihet, entstand ab 1463 eine riesige Darstellung des Totentanzes, auch unter dem Eindruck der Pest, die in Europa grassierte und auch auf dem Weg in die Hansestadt war. Das Bild war insgesamt fast 30 Meter lang und zwei Meter hoch, und es war nicht direkt auf die Wand der Kapelle gemalt, sondern auf ein Leinentuch, dass dann aufgehängt wurde. Das Bild zeigt Männer und Frauen, Alte und Junge, Menschen aller damaligen Stände vom Papst bis zum einfachen Bauern. Alle Personen werden, wie oben gesagt, von Toten umtanzt. Alle sind sterblich. Eine Besonderheit ist, dass der Totentanz nicht auf einer Fantasielandschaft, sondern vor einer Darstellung des echten damaligen Lübeck aufgeführt wurde. So konnten sich die Betrachter des Bildes leichter mit den abgebildeten Personen identifizieren. Ergänzt wurden die Abbildungen durch mittelniederdeutsche Texte.

Lübecker Totentanzfenster
Bild: Bernt Notke / Public domain

Im Jahr 1701 war das Bild in einem so schlechten Zustand, dass man beschloss, es nicht mehr zu reparieren. Stattdessen wurde ein neues Bild angefertigt, gewissermaßen eine eine moderne Fassung des Originals. Mittlerweile war die mittelalterliche Furcht vor dem Tod einer gewissen, barocken Todessehnsucht gewichen, die man den dargestellten Personen durchaus ansah. Und da sich mittlerweile auch die Gesellschaftsstruktur gewandelt hatte, wurden die Personen in geänderter Reihenfolge, der neuen Ordnung ensprechend, aufgereiht. Auch wurden die nicht mehr verständlichen mittelniederdeutschen Dichtungen durch hochdeutsche ersetzt.

Zu Beginn des zweiten Weltkrieges wurde das Bild mit einer massiven Holzverkleidung abgedeckt, um es vor der Wirkung von Spreng- und Splitterbomben zu schützen. Allerdings hatte man icht bedacht, dass Holz brennbar is, und so wurde der Totentanz von 1701 im Jahr 1942 bei einem Bombenangriff auf Lübeck völlig zerstört.

Die Totentanz-Fenster in der Marienkriche

Da aber die Marienkirche ohne einen Totentanz nicht denkbar war, wurde 1955 der Künstler Alfred Mahlau damit beauftragt, zwei Kirchenfenster mit dem Motiv des Totentanzes zu gestalten. Mahlau griff auf die alte Darstellung zurück, es gab noch Fotos, und schuf mit diesen Motiven ein ganz eigenständiges, neues Werk. Der Form der Fenster entsprechen, ordnete er die Personen nicht hintereinander, sondern übereinander an. Und so wie das alte Bild im Hntergrund die Stadt Lübeck zeigte, ist auf den Fenstern das nach dem Bombenangriff zerstörte, brennende Lüeck abgebild. So stellt Mahlau die heutige Bedrohung der Menschheit durch Krieg dar, und auch hier können sich die besuchenden Lübecker mit dem Bild identifizieren, wie bereits seit 1463.

Die beiden von Mahlau erschaffenen Kirchenfenster wurden im Jahr 2002 durch ein drittes, vom Künstler Markus Lüpertz entworfenes Fensterergänzt, das klassische Motive der christlichen Kunst von Leben und Tod, Vergänglichkeit und ewigem Leben aufgreift.

Adresse & Öffnungszeiten

Wer sich die Totentanzfenster anschauen möchte, muss lediglich die Marienkirche in Lübeck aufsuchen (Marienkirchhof 1, 23552 Lübeck), die täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet ist. Der Eintritt ist frei.

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