Der Eindrucksvolle Einsteinturm, der sich im „Wissenschaftspark Albert Einstein“ auf dem Telegrafenberg in Potsdam befindet, prägt diesen wohl am deutlichsten. Das zwischen 1920 und 1922 von Erich Mendelsohn erbaute Observatorium, sollte Albert Einsteins Relativitätstheorie mithilfe von verschiedenen Experimenten bestätigen. Der Einsteinturm ist heute nicht nur eine Sehenswürdigkeit, sondern Teil des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam.
Da hier noch heute geforscht und gearbeitet wird, ist eine Besichtigung der Innenräume lediglich während den Monaten Oktober bis März nach Anmeldung möglich. Von außen lässt sich das Bauwerk allerdings jederzeit bewundern. Vor allem im Frühling oder Sommermonaten strahlt das Bauwerk förmlich in der Sonne und passt optimal in das Bild des Wissenschaftsparks.
Die ursprüngliche Idee zum Bauwerk hatte der Astrophysiker Erwin Finlay Freundlich, der so fasziniert von Albert Einsteins Arbeit war, dass er sie unbedingt auf praktische Art und Weise erproben wollte. Dementsprechend wies er seinen langjährigen Freund Erich von Mendelsohn an, eine geeignete Forschungsstation, in diesem Sinne ein Observatorium zu entwerfen und dessen Bau zu verwirklichen. Dieses Bauwerk war der Grundstein für Mendelsohns Karriere und half ihm dabei, Bekanntheit auf internationaler Ebene zu erlangen. Sowohl der Staat Preußen, als auch die deutsche Industrie boten sich an, das Projekt zu finanzieren. Das hing nicht zuletzt mit der Bekannt- und Beliebtheit Albert Einsteins zusammen, dem das Bauwerk gewidmet werden sollte.
Die ungewöhnliche und kunstvolle Architektur des Einsteinturms lässt auf den ersten Blick nicht vermuten, dass es sich hierbei um eine Forschungsstation handelt. Das Teleskop selbst steht auf einem eigenen Fundament, während das Gebäude an sich eher als eine Schutzhülle dient. Das preußische Hochbauamt bezeichnete die Baupläne für den Einsteinturm damals als „ein wenig willkürlich“, da man für wissenschaftliche Gebäude einen derartigen Expressionismus nicht gewohnt war. Dementsprechend vielseitig fallen die Beschreibungen verschiedener Begutachter aus, die sich mit dem Gebäude befassen. Die einen sehen etwas, das aussieht wie ein Urtier, dessen Knochen in der Sonne bleichen. Die anderen sehen ein höchst futuristisches Zentrum der Wissenschaft, das Einsteins Relativitätstheorie auch nach außen hin ausdrücken soll. In erster Linie soll das Gebäude eine Funktion erfüllen, doch ebenso stellt es eine neue Weltansicht aufgrund neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse zur damaligen Zeit dar.
Der Einsteinturm steht im starken Kontrast zu der klassischen Architektur der Preußen, die mit prachtvollen Schlössern glänzt, welche an so manchen alten Fürsten erinnern. Während der Bauarbeiten selbst kam es häufig zu Verzögerungen und Schäden. Ursprünglich sollte das gesamte Bauwerk aus Stahlbeton gefertigt werden. Das Vorhaben entpuppte sich aber im Laufe der Zeit als nicht umsetzbar, da mangelhafte Materialien, sowie unausgereifte Technik die Umsetzung nicht zuließen. Schließlich wurden die Teile aus Ziegelsteinen gefertigt und das Bauwerk vollendet.
Der Einsteinturm bleibt bis heute ein faszinierendes Bauwerk, das Urtümlichkeit mit futuristischen Ideen und Expressionismus verbindet. Ein Besuch des Ortes lohnt sich.