Eisbär Knut wurde am 5. Dezember 2006 im Berliner Zoo geboren. Bereits seit seiner Geburt war Knut ein Medienstar. Die Tatsache, dass er von seiner Eisbärenmutter verstoßen worden war, sein Zwilling nicht überlebte und er schließlich von Tierpflegern per Hand aufgezogen wurde, fand weit über die Grenzen Deutschlands hinweg große mediale Beachtung. Tierpfleger Thomas Dörflein bezog sogar ein Zimmer im Zoologischen Garten von Berlin, um das Eisbärenbaby anfangs alle vier bis sechs Stunden mit Nahrung versorgen zu können. Von den Medien wurde Thomas Dörflein schnell als der „Ziehvater“ von Knut gefeiert.
Bereits bevor Knut im Alter von 15 Wochen das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert wurde, wurde regelmäßig auf einem Blog über seine Entwicklung berichtet. Dementsprechend groß war das Interesse als Knut, der kleine Eisbär, schließlich am 23. März 2007 im Berliner Zoo vorgestellt wurde. 500 Journalisten aus dem In- und Ausland reisten dazu an, zusätzlich strömten Besuchermassen den Zoo. Nachrichtensender übertrugen live. Kein einziger Schritt des kleinen Eisbären in seinem Gehege blieb unbeobachtet. In den folgenden Wochen reisten Besucher aus aller Welt an, um das Eisbärenbaby zu sehen. Dabei war Knuts Geburt keineswegs ein Novum: Seit 1980 waren in deutschen Zoos 70 Eisbärenbabys geboren und von der Presse weitestgehend unbeobachtet groß gezogen worden. Das überwältigende Interesse an Knut war daher überraschend. Psychologisch betrachtet war es vermutlich die Geschichte des verstoßenen Eisbärenbabys, das von einem Tierpfleger per Hand aufgezogen wird, welche die Beschützerinstinkte im Menschen weckt. Kombiniert mit dem putzigen und flauschigen Äußeren eines neugeborenen Eisbären war somit der perfekte Medienstar geboren.
Über viele Wochen hinweg bestimmte das Phänomen Knut die Schlagzeilen. Sogar in Brasilien wurde über Knut berichtet. Das Interesse lies nur langsam nach und hielt selbst dann noch an, als Knut schon zu einem stattlichen Eisbären herangewachsen war.
Dabei waren die Schlagzeilen über den kleinen Eisbären aus Berlin nicht immer nur positiver Natur: Im Winter 2007/2008 stritten sich der Berliner Zoo und der Tierpark Neumünster um das „Eigentumsrecht“ an Knut. Hintergrund des Streites war die Tatsache, dass laut einem Vertrag zwischen den beiden Zoos das erste Jungtier, welches von Knuts Vater Lars gezeugt wurde, ebenso wie der Vater dem Tierpark Neumünster gehören würde. Nach vielen Monaten einigten sich die beiden Zoos schließlich, dass Knut in Berlin verbleiben dürfe. Der Tierpark Neumünster erhielt als Entschädigung, auch aufgrund des hohen medialen Interesses und der entsprechenden Vermarktung der „Marke Knut“ eine Ausgleichszahlung von 430.000 Euro.
Im April 2008 gab die Deutsche Post eine Knut-Briefmarke heraus, mit der Natur- und Umweltschutzprojekte gefördert wurden. Knut wurde, auch dadurch, zu einem Symbol des Klimawandels. Die gesamte Palette der Fanartikel wurde für kleine und große Knutfans verkauft: Von T-Shirts über Kuscheltieren und Mützen hinweg entwickelten sich Fanartikel, ebenso wie der kleine Eisbär selbst, zum Kassenschlager.
Das Ende der Geschichte ist tragisch. Im Jahr 2008 starb plötzlich und überraschend Tierpfleger Thomas Dörflein, Eisbär Knut überlebte seinen Ziehvater nur um 1,5 Jahre und starb ebenso überraschend im März 2011 an einer Autoimmunerkrankung. Zu seinem Tod bekundeten wieder Menschen und Medien aus aller Welt ihre Anteilnahme. Ein Phänomen ist Knut über seinen Tod hinaus geblieben: Sein Präparat zieht Besucher ebenso an, wie einst das Eisbärenbaby. Weiterhin erinnern Denkmale im Berliner Zoo und auf dem Spandauer Friedhof an Knut.
Die „ausgestopfte“, bzw. präparierte Version von Knut kann man heute im Berliner Museum für Naturkunde bewundern. Von Tierschützern und Organisationen wie peta kam heftige Kritik: Es sei ein geschmackloses Verhalten des Berliner Zoos, sein Fell für das Anfertigen einer Skulptur zu nutzen – und so das arme Tier gnadenlos weiter zu vermarkten. Doch laut Museumsdirektor Vogel haben nun alle die Möglichkeit, Knut bewundern zu können – „ohne Eintritt zahlen zu müssen“.